Anhand des Stockalper-Bandes lässt sich die heutige Vorgehens- und Arbeitsweise des Comicschöpfers Sambal Oelek exemplarisch demonstrieren. Oelek, der nach eigenen Angaben langsam arbeitet, checkt einige Jahre im Voraus, welche Geburts- oder Todesjubiläen anstehen. So auch bei Stockalper, dessen vierhundertster Geburtstag am 14. Juli dieses Jahres gefeiert wurde. Oelek schlug den zuständigen Gremien eine Bildergeschichte über das Leben und den Sturz Stockalpers vor, die er dann rechtzeitig zu den Jubiläumsveranstaltungen fertigstellte.
Die historische Genauigkeit, mit welcher Oelek zu Werke zu gehen pflegt, verlangte hier ein genaues Studium der Gegebenheiten im 17. Jahrhundert, der Kostüme und der Architektur. Berücksichtigt hat Oelek zum Beispiel die Vorliebe dieses Zeitalters für Bestiarien. Auf jeder Doppelseite tummeln sich einschlägige Tiere, deren Charakter auf die Beschreibung menschlicher Verhaltensweisen angewandt werden kann: Füchse, Adler, Fliegen, Kampfhunde, Kröten und – natürlich – Ratten. Ästhetische Gimmicks oder Winke mit dem Zaunpfahl? Oelek lacht: «Das Konzept ist für Interpretationen offen.» Beispiel einer solchen Doppelseite: Kommissäre aus Sitten, die beauftragt sind, bei Stockalper eine Hausdurchsuchung zu tätigen, fahren auf einer Strasse Richtung Palast dahin, die aus einem Rattenschwanz zum Weg mutiert.