Von der Kraft des gewaltlosen Widerstandes
Es war wohl ein Zufall, aber das Timing erschien kaum besser: im April dieses Jahres führte die Metropolitan Opera in New York «Satyagraha» von Philip Glass in einer Neuinszenierung auf. Allen war klar, dass Opernhäuser ihr Programm über Monate, wenn nicht Jahre planen, doch die Aufführung erschien im Wandel der politischen Atmosphäre in den USA als einzig adäquater Ansatz, um der neuen Stimmung im Lande einen entprechenden Soundtrack zu verpassen. «Satyagraha» ist nicht bloss eine musikalische Ehrerbietung an den gewaltlosen Widerstand seines Begründers Mohanda K. Gandhi, sondern führt den Weg weiter bis hin zum friedlichen Kampf von Martin Luther King jr., dessen Erbe durch die Kandidatur Barack Obamas für das Weisse Haus für viele wieder fühl- und greifbarer geworden ist.
Die vorliegende Aufnahme (die bislang einzige, sie wurde 2003 neu aufgelegt), stammt ebenfalls aus New York. Das Orchester der City Opera und deren Chor unter der Leitung von Christopher Keene sind hier aus dem Jahr 1986 zu hören. Die Oper wurde allerdings am 5. September 1980 von der Netherlands Opera in Rotterdam mit dem Utrecht Symphonie Orchester, ebenfalls unter der Leitung von Keene, uraufgeführt.
«Satyagraha» ist die zweite Oper einer Trilogie, mit der Glass die Themen Wissenschaft, Politik und Religion anhand dreier grosser Figuren behandelt. 1975 wurde «Einstein On The Beach» uraufgeführt, der dritte Teil widmet sich der Religion anhand des ägyptischen Herrschers Echnaton («Akhnaten», 1983). Während «Einstein» ein Musterbeispiel der Minimal Music darstellt, und damit ein Werk für Glass-gewohnte Ohren ist, das einzig vom kleinen siebenköpfigen Philip Glass Ensemble plus Stimmen vorgetragen wird, überraschte der Komponist mit «Satyagraha» sowohl