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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Surfin' USA
  8/13
dossier: Brian Wilson
Surfin' USA

bizarre – Yma Sumac, die jaulte wie die verstiegene Erfindung Castafiore aus dem Tim & Struppi-Comic, markierte über die ganzen 1950er Jahre hinweg eine unüberhörbare Präsenz im amerikanischen Popgeschäft. Niemand aber hatte bis dahin Rock’n’Roll so gespielt wie es Dick Dale & The Del-Tones taten. Surfer und Rock’n’Roller hatten bis dahin wenig Wertvorstellungen gemeinsam und begegneten sich mit Misstrauen. Trotzdem hatten ihre bevorzugten Musikstile die gleichen Wurzeln. Die vielen Surfbands, die im Fahrwasser von Dick Dale & The Del-Tones in Erscheinung traten, hatten alle eine ähnliche Besetzung wie Rock’n’Roll-Bands: Lead-Gitarre, Rhythm-Gitarre, Drums und Bass. Aber die Surfer waren die ersten, die ausschliesslich elektrische Bässe gebrauchten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Rock’n’Roll längst die rebellische Aura verloren, welche die älteren Generationen in den mittleren 1950er Jahren dermassen erschreckt hatte. Die neuen Surfbands boten eine vitale Alternative. Die Stücke waren meist kurz, knapp und instrumental und sollten den Thrill eines Wellenrittes imitieren. Sie wurden von einem metronomischen 4/4-Rhythmus angetrieben, und die Gitarristen verwendeten Reverb und Tremolo-Arm, um näher an den Sound einer Hawaii-Gitarre heranzukommen. Dick Dale, ein grosser Fan von Link Wray, warf dazu noch melodische Schlenker aus dem Mittleren Osten und aus Osteuropa in den Eintopf. Dabei war nichts an seiner Musik kalkuliert. «Ich ging in diese kleine Tanzhalle in Balboa, genannt Rendezvous Ballroom», erinnert er sich, «und nahm die siebzehn Surfer mit, mit denen ich surfte. Am