Foto: 2008 © James Minchin III

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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Porträt
  3/6
dossier: Brian Wilson
Porträt

Die nächste Demütigung liess nicht lange auf sich warten. Im Sommer 1967 verordnete das Beach-Boys-Management ein Projektstopp und pickte in den folgenden Jahren einzelne Songs  aus «Smile» heraus, um die Band mit potenziellen Hits zu versorgen. So blieb das ehrgeizige Werk lange unvollendet und wurde Gegenstand von Legenden und Halbwahrheiten. Mal hiess es, Wilson und Parks hätten im LSD-Rausch ein wenig brauchbares Repertoire zustande gebracht, oder grosse Teile des eingespielten Bandmaterials wieder vernichtet, weil die Musik angeblich böse Mächte wecke.

Es sollte 37 Jahre dauern, bis Wilson und Parks «Smile» endlich fertig schreiben und als CD veröffentlichten konnten. Heute stellt sich die Frage, ob der verschlungene Songzyklus die Karriere der Beach Boys nicht beendet hätte, wäre er 1967 als LP auf den Markt gekommen. Wie schon bei «Pet Sounds» kriegt man auf «Smile» neben einigen Klassikern wie «Heroes And Villains» und «Surf’s Up» auch kompositorische Fingerübungen zu hören; dennoch lässt sich über Wilsons schiere Innovationskraft nicht streiten. Auf diesen beiden Alben manifestiert sich eine einzigartige Sound-Signatur, die er mit den frühen Surf-Hits der Beach Boys nur skizzenhaft umrissen hatte.

Clever baute Wilson die  Gesangsharmonien des schwarzen Doo-Wop zu ätherischen Madrigalen aus, gab seinen verräterisch simplen Popsongs durch komplexe Arrangements eine orchestrale Form und verlieh ihnen mit eingeflochtenen Alltagsgeräuschen auch noch einen Hauch Umgebungsmusik. Seinen Platten zu lauschen, ohne von ihnen berauscht oder