Dead Kennedys / Foto: zvg

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Einfluss
  4/5
dossier: Brian Wilson
Einfluss

Dann kam die Post-New Wave-Zeit, und immer mehr Bands, die von supercoolen  Indie-Labels à la Rough Trade verlegt wurden, redeten plötzlich pausenlos von «Pet Sounds». Dazu gehörten Bands wie Monochrome Set und Microdisney. In diesen Kreisen lauschte man auch eifrig kratzige Bootlegs von den «Smile»- Sessions. Kein Wunder erlebte die englische Fan-Postille «Beach Boys Stomp» damals eine Hausse und war sogar im Virgin Megastore zu haben. In England gab es zwar auch etliche Surf-Punk-Bands, die zum Teil am Rand der Rockabilly-Szene operierten – zum Beispiel die auch in der Schweiz populären Surfing Lungs. Sean O’Hagan, der nunmehrige Ex-Gitarrist von Microdisney, schlug indes einen besonders eigenwilligen neuen Weg ein. Für seine neue Band High Llamas liess er sich nicht nur von den Harmoniegesängen der Beach Boys inspirieren, sondern auch von «Let’s Go Away For Awhile», dem eigenartig luftigen Instrumentaltrack auf «Pet Sounds»,  sowie vom Titelstück selbst. So entstand eine ducharrangierte Art von Indie-Easy-Listening-Sound, dessen Spuren sich einerseits im Post-Rock von Lambchop und Tortoise verlief und gewisse französische Bands andererseits bedenklich nahe ans Cheesy-Listening führte.

In Kalifornien hatten die Dead Kennedys die Verbindung von Punk und Surf weitergeführt. Zwanzig Jahre später ist in Kalifornien Punk und Surf fast nicht mehr auseinanderzuhalten. Endlos die Zahl von Punk-Bands, die im Fahrwasser der unvergleichlich superioren Green Day süffige Punkliedchen mit unverkennbaren Beach Boys-Anflügen dahindreschen, zu denen Surf- wie Skateboarder abends in ihren Bars geschmackfreie Budweisers hinuntergiessen.