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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Die besten Alben
  3/6
dossier: Brian Wilson
Die besten Alben

Drogen, Stress und wohl auch eine Veranlagung zur Schizophrenie haben ihn zum übergewichtigen Wrack reduziert, der im Pijama einkaufen geht. «Smiley Smile» enthät denn einige Outtakes von den Smile-Sessions – dazu zwei der allerschönsten Beach Boys-Singles, «Heroes & Villains» und «Good Vibrations». Im Mai 1967 – vier Monate vor dem Erscheinen von «Smiley Smile» – hatten es die Beach Boys auf kapitale Weise mit dem Zeitgeist verspielt: sie waren als Headliner fürs «Monterey Pop Festival» gebucht, bekamen es aber mit der Angst zu tun und sagten im letzten Moment ab. Damit verpassten sie die Chance, sich in der Gesellschaft von Big Brother & The Holding Company mit Janis Joplin, Jimi Hendrix, Quicksilver Messenger Service, The Who, Jefferson Airplane und Steve Miller Glaubwürdigkeit als progressive Westküsten-Band zu sichern. So entstand die bizarre Situation, dass «Good Vibrations» zwar ein riesiger Hit wurde, das dazugehörige Album aber nicht über Rang 41 in den Charts hinwegkam. Es ist aber auch ein verwirrendes Werk: derweil die Arrangements durchwegs reizvoll versponnen und still gehalten sind, singen die Boys Songs über Blondinen, die ihre Haartracht verlieren («She’s Goin’ Bald»), Lieblingsgemüse («Vegetable») und Hunger («Gettin’ Hungry»). Selten hat eine Hitparadenband ein faszinierenderes Kuriosum veröffentlicht.

«Wild Honey» (1967)
Um das Desaster mit «Smiley Smile» auszugleichen, liess man wenige Monate später schon «Wild Honey» folgen, das erste Album, das nicht von Brian Wilson, sondern gemeinsam von der Band produziert wurde. Die meisten Kompositionen werden wiederum Brian Wilson und Mike Love zugeschrieben – aber eine