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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Dennis Wilson
  7/7
dossier: Brian Wilson
Dennis Wilson

«Soul» dieses wunderbaren Albums wie die elegischen Melodien und die – oft – erdbodentief traurigen Texte. Ein «Friday Night» wäre mit seiner Orgel selbst auf The Bands «Music from Big Pink» nicht fehl am Platz gewesen. Trotz oft geradezu haarsträubend dick aufgetragenem Sound – und einer Fülle von Details – wirkt das Album doch nie «grössenwahnsinnig» oder pompös. Highlights sind nebst dem gospel-rockigen «River Song» das leicht an Little Feat gemahnende Titelstück und die supertraurige Ballade «Farewell My Friend», die selbst Brian gut angestanden wäre. Auch die vier bisher unveröffentlichten Bonus Tracks trüben in keiner Weise das Bild eines Albums, das zum Feinsten gehört, was je aus der Küche der Wilsons gekommen ist.

Der kreative Höhenflug von Dennis Wilson hielt indes nicht lange an. Als das Studio wegen finanziellen Problemen verkauft werden musste, verlor Dennis den letzten Halt. Mit wechselndem Personal und schwindendem Enthusiasmus arbeitete er noch eine Weile da und dort an einem Nachfolgewerk, das nie veröffentlicht wurde und den Arbeitstitel «Bambu» (sic) trug. Die sechzehn Stücke von «Bambu», dazu noch einmal ein Bonus-Track, machen die zweite CD dieser von Gregg Jakobson überwachten, vortrefflich präsentierten Wiederveröffentlichung aus. Zusätzlich zu den CDs und einer Vielzahl von vielsagenden Fotos enthält die Packung zwei sorgfältige Essays über Person und Karriere von Dennis Wilson. Einer dieser Essays beginnt mit den Worten: «Nothing much was expected from Dennis Wilson.»

Hanspeter Künzler