«Pacific Ocean Blue» (Sony Legacy)

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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Dennis Wilson
  5/7
dossier: Brian Wilson
Dennis Wilson

«Pacific Ocean Blue» markiert die einzige Phase im Leben des Dennis Wilson, in der dieser seine musikalischen Talente wirklich am Schopf packte. Mitte der 70er Jahre hatte er zusammen mit seinem Bruder Carl das «Brother Studio» aus dem Bandbesitz zurückgekauft. Aussenstehenden war nicht klar, warum Dennis ein Studio brauchte: ihm, dem klassischen, löwenmähnigen Surferboy und Lebemann reichte das Leben, er brauchte doch keine Kunst! Zu denen, die das anders sahen, gehörte Carmen Dragon, der in der Tour-Band der Beach Boys Keyboard spielte (und später eine Hälfte des Hit-Duos Captain & Tennille ausmachte). Dragon erinnert sich so: «Einmal stand ich während eines Soundchecks auf der Tribüne herum, da hörte ich von der Bühne herunter diese unglaubliche Sequenz von Klavier-Akkorden. Ich schaute hin und sah, dass es Dennis war. Ich war schockiert. Wie viele andere Leute, hatte ich ihn bis dahin nur als diesen ‹wildman drummer› gekannt. Ich wusste nicht einmal, dass er Klavier spielte. Ich fragte ihn, wer die Melodie komponiert hatte. Er sagte: Ich.» (zitiert im Begleitbüchlein der CD-Neuauflage von «Pacific Ocean Blue»). Am Anfang hatten die Beach Boys ihren nichtsnutzigen Bruder an die Drums gesetzt, weil es anders halt nicht ging. Während den ersten, glorios erfolgreichen Jahren der Beach Boys durfte er gerade mal ein einziges Stück zum Repertoire beitragen – eine Lapalie, genannt «Denny’s Drums».

Das änderte sich erst 1968. Der geisteskranke Brian war immer weniger imstande, mit brauchbaren Liedern aufzuwarten. Es war unausweichlich, dass die restlichen Beach Boys emsiger zur Komponierfeder greifen mussten. Da hörte man endlich auch Dennis zu. Mit «Friends» war er als Ko-Autor im März 1968 für