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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Dennis Wilson
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dossier: Brian Wilson
Dennis Wilson

Zum Beispiel verriet Johnston, Brian habe «in die Stratosphäre hinaufsteigen» wollen mit einem Acapella-Intro für «I Get Around»: «Die Leute hätten das Radio ABGESTELLT! Mit dem Intro wäre ‹I Get Around› nie ein Hit geworden! Kein DJ hätte die Single gespielt! Es geht um den Texter – es gibt keine Songs ohne Text. Und dort – dort! – sitzt der Texter von den Beach Boys!» Nun erlaub ich es mir, den Redefluss mit der Bemerkung zu unterbrechen, alle Solo-Alben der diversen Beach Boys enthielten jeweils ein paar interessante Songs. Dann sage ich noch: «Mein liebstes Beach Boys-Solo-Album ist übrigens das von Dennis.» Auf diese vermeintlicherweise gänzlich unverfängliche Bemerkung hin lassen die Herren Love und Johnston ihre Kinnladen hinunterklappen wie im Cartoon. In der sekundenlangen Stille hört man ein Stäubchen auf der Kommode landen. Johnston fasst sich als erster. «Yeah», sagt er. Danach Love, so trocken wie säuerlich: «You know, jeder, der eine Band schätzt, hat halt seinen Favoriten in dieser Band.»

Allen Berichten zufolge waren die restlichen Beach Boys gar nicht happy, als ausgerechnet Drummer Dennis im Rennen am schnellsten war, der erste Beach Boy mit Solo-Album zu sein. «Pacific Ocean Blue» kam 1977 heraus und schlug das einige Monate vorher erschienene Beach Boys-Album «L.A. (Light Album)» in den amerikanischen Charts um glatte vier Ränge: die Boys zusammen schafften es auf Rang 100, Dennis allein auf Rang 96. Mike Love soll es ganz besonders hart getroffen haben, dass ausgerechnet der Aussenseiter in der Band diesen prestigemässigen Triumph gelandet hatte und dies seinen Kollegen offenbar bei jeder Gelegenheit unter die Nase rieb.