Aus: «Wachtmeister Studer im Tessin»
Zeichnungen Hannes Binder
© Limmatverlag Zürich

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das kulturelle überformat
Nr. 17 / 5. September 2008
#Hannes Binder
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comic
Hannes Binder

interessiert, und Glauser wurde dort ja auch herumgereicht. Eine scheinbare Wiederholung dieser Strömungen fand dann hier in der Hippiezeit statt.»

Norditalienischer Realismus

Idealisierung hin oder her: das Tessin wurde für Binder zu einer zentralen kulturellen Landschaft, die er nicht nur immer wieder aufsucht, sondern der er auch fortwährend thematische und atmosphärische Anregungen verdankt. Fäden fürs Leben begannen sich früh zu spannen. Am erfolgreichsten und wohl auch spektakulärsten schlug sich das in der stark illustrierten Interpretation von Kurt Helds «Die Schwarzen Brüder» nieder, dieser dramatischen Erzählung über das Schicksal von Tessiner Kindern, die im 19. Jahrhundert nach Milano entführt und dort als Gehilfen an Kaminfeger verschachert wurden.

Hannes Binder zog 1968 nach dem Besuch der Künstlerklasse an der Zürcher Kunstgewerbeschule in die norditalienische Metropole Milano und arbeitete dort als Grafiker und Illustrator. Das geographisch- geistige Spektrum erstreckte sich für Binder nach den Tessin-Erfahrungen nicht nur bis Milano sondern später über ganz Italien. Auf die Idealisierung des Tessins folgte die reale Arbeit und das Dasein als Grafiker in Norditalien als Sucher nach Visionen, die sich nicht nur hinter knorrigen Kastanien, sondern auch neben schäbigen Garagen und in efeuüberwucherten Hausruinen von Milanos trostlosen Aussenbezirken verbargen.

Oder im dreckblauen Smoghimmel über der Po-Ebene sowie hinter riesigen Bauernhöfen, die von der Anlage