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das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#Kolumen von Ernst Molden, Wien
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gedankengang
Kolumen von Ernst Molden, Wien

Und dann kommen die echt: Man überlegt sich was. Nachmittags vielleicht einkaufen, der A. ein nettes Schuhgeschäft, dem B. einen lässigen Plattenladen zeigen, am Abend führen wir euch unseren neuen Lieblingsvietnamesen vor, und nachher gehen wir noch ins Fluc am Praterstern, man kriegt dort zwar kaum noch Luft, aber Luft habts ja eh am Land.

Die Freunde machen mit, mit möglicherweise ein wenig bangen Gesichtern, haben sich chic gemacht, beweisen Mut, kaufen zwar nix in unseren Lieblingsläden, essen aber tapfer die Fischsuppe Saigon und finden die Musik im Fluc eh nicht schlecht. Trotzdem, als man sich, irgendwie früh, wie wir finden, wieder verabschiedet, wirkt der Besuch fast erleichtert, als hätte man kein Vergnügen sondern so etwas wie eine Prüfung hinter sich gebracht.

Ein paar Tage drauf rufen sie nochmal an. Schön. sagen sie, sei es gewesen.

Und ein paar Wochen oder Monate drauf ist man wieder am Dorf, besucht die Freunde, trinkt ein paar Bier, und irgendwann erzählen die einem, dass sie, gerade erst, nochmals in Wien waren.

Und da habt ihr nicht... ?

Nein, geben die zu. Haben sie nicht. Weil diesmal, ja, nicht bös sein, da wollten sie IHR Wien, IHRE Vorstellung davon. Und so seien sie einmal zum Heurigen, einmal ins Café Hawelka gegangen, einkaufen überdies ins Kaufhaus Gerngross, und zum Abschluss das Kronprinz-Rudolf-Musical im Raimund-Theater sehen.

Super wars übrigens, sagen sie.




Kolumne
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GELESEN
und
vertont
von
Ernst
Molden