man sich an die Klanglandschaften von Debussy, in denen als Gegensatz die Fragmente traditioneller amerikanischer Klangbilder heraufbeschwört werden.
«Fusion» ist hörbar geprägt von kompositorischen Ansätzen, die versuchen, dem selbstdefinierten Neuland Konturen aufzuzwingen. Als sich die Drei einen Monat später, am 8. April wieder trafen, um im selben Studio eine zweite Session abzuhalten, war die Summe ihrer Erkenntnisse um «Fusion» erweitert. Deshalb klingt «Thesis» wie der sich verflüchtigende Bruder von «Fusion». Grenzenlose Freiheit, gepaart mit der Einträchtigkeit dreier sich blind verstehender Freunde – so klingt «Thesis». Eine Klangwolke, die das Verständnis vieler nachkommenden Generationen beeinflusste, und ohne die die Avantgarde wohl kaum auch in der Stille lauthals zum Experiment fähig gewesen wäre. Unter anderen liess sich auch Carla Bley davon beeinflussen, die spätere Ehefrau von Paul Bley und heutige Lebensgefährtin von Steve Swallow. So schliesst sich der Kreis…
«Fusion» und «Thesis» erschienen ursprünglich auf dem Jazzlabel Verve. Bis zur Wiederveröffentlichung 1992 auf ECM waren die Alben kaum auffindbar und gehören noch heute unter Plattensammlern zu den begehrtesten Stücken jener Zeit. Jimmy Giuffre wird es glücklich gemacht haben. Er, der in den letzten Jahren schwer unter seiner Parkinson-Erkrankung litt, erlag deren Folgen im April dieses Jahres. Er war 86 Jahre alt.
Rudolf Amstutz
Jimmy Giuffre. Jimmy Giuffre 3, 1961. ECM Records.