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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Imperial War Museum London: Ian Fleming
  9/12
literatur
Imperial War Museum London: Ian Fleming

Dinge noch unkompliziert. Die Feindbilder setzten sich selbst in der verrauchten Roulette-Höhle noch klar vom Hintergrund ab. Ausserdem würde eh bald alles besser werden: das bewies stets die endlose Reihe von cleveren Gadgets, die Bond immer wieder das Leben retteten. Erfunden vom fiktiven Genie Q, würden sie – so glaubte man in den zukunftsgläubigen, Science-Fiction-verrückten fünfziger Jahren – bestimmt bald in die Realität umgesetzt werden.

Unbesiegbarkeit lacht nicht

Hinzu kam auch eine leichte Melancholie, die den gnadenlosen Zynismus von Bond durchzieht, und den Fleming schon im monochromen Kleidungsstil von Bond festzuhalten trachtete. Melancholie ist ein eigentümlich britisches Kulturphänomen. Bond liefert dafür sogar eine wandelnde Erklärung: die schönen Frauen fliegen ihm zwar zu – aber immer wieder stellt es sich heraus, dass sie ihm im Grunde an den Kragen wollen. Ist es da ein Wunder, dass ein Mann Frauen gegenüber misstrauisch wird? Misogyne Züge sind weder aus Flemings eigenem Leben noch aus dem Zeitgeist der Fünfziger in England wegzudenken. Was Bond im Vergleich zu Fleming hingegen fehlt, ist ein Sinn für Humor. Dann und wann zwar ein trockener Kommentar. Aber Gelächter? Ein Scherz? Ein fauler Spruch? Höchstens, wenn es darum geht, einen Feind herunterzumachen. Unbesiegbarkeit lacht nicht.

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Wing-mirror dart gun from Live and Let Die (1973) © 1973 Danjaq, LLC and United Artists Corporation. All rights reserved.