Ian Fleming at his Jamaican home,
Goldeneye, March 1962 © Getty Images

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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Imperial War Museum London: Ian Fleming
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literatur
Imperial War Museum London: Ian Fleming

Der Tod des Vaters – er fiel 1917 in der Picardie, Churchill persönlich schrieb seinen Nachruf – veränderte an den wirtschaftlichen Verhältnissen und sozialen Ambitionen der Familie nichts. Ian schaffte es mit Ach und Krach in die Militärakademie von Sandhurst, musste diese aber aus geheimnisvollen Gründen bald wieder verlassen. Jetzt sollte er dem Wunsch der Mutter nach in den öffentlichen Dienst treten. Zu diesem Zweck absolvierte er Sprachaufenthalte in Kitzbühel, München und Genf. Zwei Jahre tingelte er mit seinem schwarzen Buick durch Europa.

Die Monate in Kitzbühel – Wein! Weib! Gesang! – seien eine «goldene Zeit» gewesen, schrieb er später. Allerdings passte ihm das lokale Damenangebot nicht so ganz: «Technik im Bett ist wichtig», hielt er im Tagebuch fest, «es ist die Verachtung bei der Kopulierung welche die Affären zwischen Österreichern und Angelsachsen so bruchstückhaft und letztlich so abstossend macht.» Als er diese arroganten Worte schrieb, war Fleming wenig mehr als zwanzig Jahre alt. Alles Sprachenlernen nützte nichts: Fleming verpatzte die Aufnahmeprüfung in den öffentlichen Dienst. Wieder griff die Mutter ein. Sie organisierte dem Sohn einen Job als Reporter bei der Nachrichtenagentur Reuters. Erstaunlicherweise erledigte er diese Rolle mit Bravour. Bei der Arbeit habe er gelernt, schnell und präzis zu sein, sagte er: «Denn wer nicht schnell und präzis arbeitete, wurde gefeuert.» Nur verdiente er zuwenig Geld. So stieg er auf die Börse um, wo er durch seine ausserordentliche Unfähigkeit auffiel. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, war er der wandelnde Archetypus eines reichen jungen Mannes, wie er später von Monty