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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Andreas Neumeister
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literatur
Andreas Neumeister

akribisch genau der Wegbeschreibung eines Freundes durch eine ihm fremde Stadt. Da sich der Weg an den Filialen bekannter Kaufhaus- und Restaurantketten orientiert, bemerkt Nuhr erst am Ende, dass er sich in der falschen Stadt befindet. Neumeister beschreibt eine ähnliche Einsicht: «Ausfallstrassen / Einfallstrassen / könnte Köln sein / dürfte Düsseldorf sein / müsste München sein». Und aus dem Flugzeug: «could be Rome / could be Milwaukee / could be Tiflis.»

«Könnte Köln sein» nennt sich zwar Roman, ist aber keiner im herkömmlichen Sinne. Wie bereits in seinen früheren Werken, praktiziert Neumeister hier das Spiel mit Fragmenten. Es sind Stückwerke – aneinander, übereinander, durcheinander. Wie Bauklötze eines Romans, einzelne Steine, angedeutete Segmente, Stückwerk: Kostbarkeiten und Müll in kurzen Abschnitten auf weissen Seiten zur Dialektik getrieben. Mit Pop-Literatur hat dies nichts mehr zu tun, obwohl Neumeister als einer der Aushängeschilder dieser literarischen Gattung gilt. Wenn schon Pop, dann eher Radiohead als Kylie Minogue. Oder wie er unlängst in einem Interview sagte: «Eher Sound-Experiment als klassisches Songwriting. Eher Dekonstruktion als Konstruktion. So wenig Fiktion wie möglich.»

Neumeister gilt seit seinen Werken «Äpfel vom Baum im Kies», «Angela Davis löscht ihre Website», «Ausdeutschen» oder «Gut laut» als Meister des Umgangs mit formalen und sprachlichen Mitteln. Schrift als Klang. Als Pop – aber mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Zur Schilderung urbaner Trümmer diente schon in seinem Buch über München, «Salz im