Bösen trennt, die Unbeflecktheit von der Straftat, hat er in zahlreichen Filmen immer wieder aufs Neue variiert. In «Serpico» (1973) erzählt er die Geschichte eines Polizisten, der als Aussenseiter in einer streng codierten Welt funktioniert. Al Pacino war «Serpico» und mit ihm drehte er auch «Dog Day Afternoon» (1975), in dem in Brooklyn zwei verzweifelte Kleinganoven eine Bank überfallen und bei der Belagerung durch die Polizei immer tiefer in den selbst provozierten Schlamassel geraten. Als stünden die Helden von Lumets Filmen irgendwann in ihrem Leben an einer Kreuzung und entschieden sich für den falschen Weg. Es hätte alles gut kommen können, doch stehen sich diese Figuren immer selber im Weg. In «Prince Of The City» (1981), einer wuchtigen Chronik über die Korruption bei der New Yorker Polizei, entscheidet sich tatsächlich einer der Polizisten für das Richtige. Und scheitert, weil die Welt für einen wie ihn keinen Platz hat.
Sobald Lumet glückliche Filme drehen will, scheitert auch er. «The Wiz» (1978) etwa, mit Diana Ross und Michael Jackson, ein Remake von «Der Zauberer von Oz», hat den Grenzübergang zwischen Gut und Böse dicht verschlossen. Da verzweifelt einer wie Lumet dann an der fehlenden Ambivalenz der Figuren und letztlich an sich selber.
«Before The Devil Knows You’re Dead» ist allerdings wieder Lumet «at his best». Der 84-Jährige forscht nun innerhalb eines Kleinkosmos nach den Motivationen seiner Mitmenschen. In diesem Film, nach einem Drehbuch von Kelly Masterson, ist sich die Familie ihr grösster Feind.