John McCain und Barack Obama: beide wollen sie die traditionelle Landkarte im November aufmischen. Die USA, die sich meist unnachgiebig in «blaue» Staaten (solche, die grundsätzlich demokratisch wählen) und «rote» Staaten (republikanisch) unterteilen lässt, soll neu gegliedert werden. McCain erhofft sich einen Sieg in den industriellen Staaten, in Michigan, Ohio und Pennsylvania. In jenen Staaten also, in denen Hillary Clinton punkten konnte und deren Wähler partout einem jungen Schwarzen misstrauen. Obama dagegen sieht Hoffnung im Süden und Südwesten: in Virginia, Georgia, Colorado, New Mexiko und Nevada. In diesen Gegenden hat sich durch die Zunahme an Dienstleistungsbetrieben eine offene, junge liberale und ökologisch engagierte Wählerschaft gebildet, der Obama näher steht als McCain. Obama denkt gar laut über Texas nach und – Pessimisten halten ob diesem zur Schau gestellten Optimismus den Atem an – Alaska. Der nördlichste Staat der USA verhält sich zu den Demokraten wie Bush zu Gandhi. Zahlreiche neu eröffnete Wahlkampfbüros in der eisigen Kälte zeugen aber vom Willen Obamas, auch zwischen endlosen Wäldern und mächtigen Gletschern an den Grundfesten der USA zu rütteln.
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Von «Hope» und «Yes We Can» alleine, kann man sich nichts kaufen. Das weiss auch Barack Obama. Und verzichtet auf die staatliche Subvention seines Wahlkampfes im Herbst. 85 Millionen Dollar hätte er erhalten. Aber für einen, der bereits im Frühling das Mehrfache dessen via Internet eingenommen hat, alles andere als lukrativ. Das einzige Problem: er hatte sich zuvor für diese Finanzierung ausgesprochen. Die Medien übten sich ob dieses Wortbruches nur für kurze Zeit in Entrüstung. Diese mündete letztlich in einem neuen Respekt gegenüber Obama, der von den Republikanern als «zu naiv» für das Weisse Haus bezeichnet wird.