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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Literarische Zugänge
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dossier: China
Literarische Zugänge

Je mehr man über China weiss, desto weniger versteht man es. Dieses geflügelte Wort beschreibt gut die Schwierigkeit, das Reich der Mitte zu begreifen. China ist nicht nur ein für westliche Besucher irritierend fremdes Land. Es entzieht sich einem auch immer wieder, weil es enorm vielseitig und voller Gegensätze, ja: voller Widersprüche ist.

Es überrascht deshalb nicht, dass selbst ausgewiesene China-Experten Mühe haben, dieses riesige Land und ihre zahlreichen Bewohner zu erklären. Entsprechend gibt es nur wenige Bücher, die man ohne Vorbehalte empfehlen kann.

Kai Strittmatter charakterisiert in seiner «Gebrauchsanweisung für China», die jetzt in einer überarbeiteten Neuausgabe erscheint, anhand von 46 zentralen Begriffen aus dem chinesischen Alltag sowohl Land wie Leute. Der langjährige China-Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung und den Zürcher Tages Anzeiger erklärt chinesische Denkweisen und räumt mit vielen Missverständnissen auf, die noch immer das Bild von China prägen.

Vor allem bringt er viele komplexe Eigenheiten überraschend klar auf den Punkt, so dass auch China-Kenner zu manchem Aha-Erlebnis kommen. Kai Strittmatter schreibt süffig und witzig, zuweilen bissig (über das System und seine Vertreter), aber auch liebevoll (über die einfachen Menschen). Und er streicht hervor, dass dieses Land in einem extremen Wandel steht: im Moment sei «niemand verwirrter als die Chinesen selbst».