Cui Jian © www.cuijian.com

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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Chinas Musikszene
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dossier: China
Chinas Musikszene

In Anspielung auf den historischen Langen Marsch der Roten Armee nannte Cui Jian sein zweites Album «Rock’n’Roll On The New Long March» (1986). Denn auch die Rockmusik musste einen langen und leidvollen Weg gehen, bis sie sich im Reich der Mitte einigermassen behaupten konnte. Wie kein anderer chinesischer Rockmusiker hat der Chinese koreanischer Abstammung die Entwicklung und Bedeutung dieses Genres im Reich der Mitte geprägt, ihm folgten schon bald wichtige Bands wie Tang Dynasty und Black Panther. Deshalb geniesst der 1961 geborene Multiinstrumentalist unter Chinesen in aller Welt immer noch grosse Anerkennung, obwohl er nicht mehr zu den wegweisenden Musikern gezählt wird.

Vor Cui Jian gab es keine wirkliche Rockszene in China. Man konnte zwar schon in den frühen achtziger Jahren in Bars, Restaurants oder an Universitäten vereinzelt Bands erleben, die westliche Pop- und Rocksongs nachspielten. Doch die bis 1976 dauernde Kulturrevolution wirkte mit rigider Kontrolle noch viele Jahre nach. Insbesondere Rockmusikern wurde das Leben schwer gemacht: Platten wurden oft nicht zur Veröffentlichung freigegeben, Texte zensuriert, Konzerte selten bewilligt. Lange scheiterten rockige Ambitionen schon an einfachen Problemen, wie etwa der Tatsache, dass keine elektrischen Gitarren erhältlich waren.

Die Öffnungspolitik von Deng Xiaopings legte Anfang der achtziger Jahre auch für die Rockmusik die Basis, da sie zunehmend Touristen, Geschäftsleute und vor allem ausländische Studenten ins Land liess. Diese