Schuld daran, dass die Engländer das Massenphänomen «Fussball» erfanden, war übrigens die Industrielle Revolution. Diese hatte viele Familien reich gemacht, und die Söhne dieser reichen Familien fanden früher oder später den Weg in eines der grossen, teuren Internate, wo sie neben den jungen Lords und Bankiersöhnen der Nation das Einmaleins und Lateinisch büffelten und in der Freizeit Singvögeln barbarisches Leid antaten und unterklassigen Passanten Steine nachwarfen. Es ging in diesen exklusiven Privatschulen dermassen anarchistisch zu und her, dass bei mehr als einer Gelegenheit in mehr als einem solchen Internat das Militär bemüht werden musste, um eine orgiastische Meuterei einzudämmen. Es war für diese Schulen von höchster Wichtigkeit, einen Weg zu finden, wie man die überschüssige Maskulinität gelangweilter Teenager in Bahnen führen konnte, damit sie keinen Schaden anrichten konnten.
Der wichtigste Impuls ging von einem gewissen Thomas Arnold aus, der von 1828 bis 1848 Rektor des Internats von Rugby war. Er war vom Bedürfnis beseelt, Zivilisation und christlichen Glauben zu verbreiten und erfand das Konzept der «christlichen Maskulinität». Die Doktrin, die sich im Kern auf das sattsam bekannte, römische Sprichtwort «mens sana in corpore sano» zurückführen liess, schlug ein wie ein Blitz. Die nun athletisch geforderten Jünglinge hatten zum Rebellieren keine Energie mehr. Da diese sportliche Ertüchtigung zudem in den Rahmen der christliche Doktrin gestellt wurde (sprich: der gesunde Körper sollte in den Dienst eines tapferen, moralisch guten Lebens gestellt werden), konnten die Lehrer ihren Sprösslingen gute Manieren und das Ablassen von der Tierquälerei als trendige neueste Mode unterjubeln.
Das Konzept der «Fairness» ging ebenfalls von dieser Doktrin aus. Viele Puristen wehrten sich noch lange Zeit gegen den Einsatz von Schiedsrichtern – wahre Sportler würden den Vorteil sofort dem Gegner abtreten, wenn sie merkten, dass sie ein Foul begangen