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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Interview mit Mark Oliver Everett, Eels
  8/9
musik
Interview mit Mark Oliver Everett, Eels

verstanden: er wird zu einem alten Werwolf. Das war der Anfang meiner Idee zu diesem Album. Ich weiss nicht, ob es ein gutes Zeichen ist, dass der Wuchs meines Gesichtshaares heutzutage meine künstlerische Entwicklung bestimmt, aber irgendwo muss man anfangen.

In einer Zeile wie «The longing is my friend», zu deutsch: die Sehnsucht ist mein Freund, im Song «The Longing» klingt durch, dass es fast eine Enttäuschung wäre, wenn das Begehren dieses Werwolfs seine Erfüllung fände.


Ja, aber in diesem Fall ist das keine Fiktion, sondern die Beschreibung einer wirklichen Situation, in der ich mich befand, als ich diesen Text schrieb. Es ist nicht ganz klar, wie diese Geschichte am Ende ausgegangen ist.

«Beginners Luck» baut dagegen auf einem Motown-Groove auf und klingt zu Anfang täuschend frohsinnig.

Das könnte es auch sein. Viele dieser Songs sind ein Art Verkaufsgespräch aus der Sicht des Erzählers, und in diesem Fall versucht der Protagonist es mit einem neuen, herzhaften Zugang und sagt: «Schau doch, so grossartig könnte es sein, wenn du mir nur eine Chance geben würdest.» Er braucht eine liebliche musikalische Begleitung, um seiner Beute zu beweisen, dass er alles ist, was sie sich je gewünscht hat.

Die politische Weltlage hat sich in letzter Zeit so rasant gewandelt, dass man sich fragt, ob ein Songwriter in den USA überhaupt eine andere Wahl hat, über etwas anderes als solch persönliche Themen zu schreiben. Schliesslich braucht eine Platte ein halbes Jahr, bis sie draussen ist.

Ja, es ist derzeit alles andere als einfach, etwas Politisches zu schreiben. Timing ist da sehr wichtig.

Man singt von der drohenden Apokalypse, und wenn das Album endlich rauskommt, ist sie schon passiert.

Richtig! Ich hatte schon an ein paar Songs gearbeitet, und als Obama dann gewählt wurde, dachte ich: Scheisse, die passen alle nicht mehr, jetzt wo sich alles verändert hat. Natürlich habe ich ihn gewählt und mich gefreut, dass er Präsident geworden ist, aber ich musste deshalb den Kurs meiner Songs wechseln.

Ihr Vater ist ja der Begründer der Viele-Welten-Interpretation in der Quantenmechanik. Gibt es also ein Eels-Album für das parallele Universum, in dem McCain zum Präsidenten gewählt wurde?

Ja, genau. Aber was soll’s. Man muss vor allem mit den Kabarettisten Mitleid haben, die