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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Independent Labels und ihre Rolle
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dossier: 50 Jahre Island Records
Independent Labels und ihre Rolle

alles, was man tut, letztlich doch wieder beim Direktorat und den Aktionären rechtfertigen muss.»

Ebenfalls in den Fusstapfen von Blackwell folgte Richard Branson mit Virgin Records. Im Gegensatz zu Blackwell war Branson kein Musikfan, sondern ein leidenschaftlicher Geschäftsmann. Aber die Leute, die er einstellte, hatten Geschmack. Das frühe Programm von Virgin – Kevin Coyne, Henry Cow, Faust – nahm sich kaum weniger abenteuerlich aus als jenes von Island um 1971 herum. Und wie Island mit «My Boy Lollipop» hatte Virgin mit «Tubular Bells»  von Michael Oldfield das Glück, früh einen Volltreffer zu landen, welcher das finanzielle Fundament der jungen Firma auf Jahre hinweg sicherte. Blackwell: «Der Vorteil eines erfolgreichen Independent-Labels besteht darin, dass es punkto Profit aus der Sicht der Konzerne in einem Niemandsland operiert, das sie nicht interessiert und das sie ohne weiteres aufgeben zu können glauben.»

Rough Trade und Stiff Records waren die nächsten grossen Indie-Labels. Rough Trade entwickelte sich 1978 organisch aus dem Plattenladen, den Geoff Travis zwei Jahre früher im damaligen Hippie-, Rasta- und Punkmekka Notting Hill eingerichtet hatte. Rough Trade verlegte all die Musik, die sonst nirgends ein Heim gefunden hätte – von den nordirischen Politpunks Stiff Little Fingers bis hin zu Furious Pig, einer Ex-Prog.-Rockband, die eines Tages beschloss, alle Instrumentalparts durch Stimmen zu ersetzen. Stiff Records wurde von Jake Riviera und Dave Robinson gegründet, zwei frechen «Chancers» mit einem Talent für lässige Slogans, die das Establishment in der