Nase kitzelten, und einem Flair für riskante Improvisation. Die Konzepte von Rough Trade und Stiff passten perfekt in den Zeitgeist. Derweil die Künstler in den Sixties genug damit zu tun hatten, neue musikalische Wege zu entdecken, und weniger aus ideologischen Gründen bei einem Indie landeten, sondern, weil diese ihnen halt einen Vertrag gaben, war es den New Wave-Bands wichtig, auch im geschäftlichen Bereich den Status Quo aufzubrechen.
Im Fahrwasser von Rough Trade und Stiff folgte ein ganzer Rattenschwanz von erfolgreichen Indies, allen voran Mute Records mit Depeche Mode, Yazoo und anderen Elektropop-Kombos. Hip-Hop (mit Labels wie Sugar Hill, Def Jam und Delicious Vinyl) und all die Variationen von Techno und House waren sowieso prädestiniert für die Indie-Labels: für die Jumbos unter den Plattenfirmen waren diese Szenen viel zu schnelllebig, fieberhaft und für Marketing-Kampagnen eh nicht greifbar. Britpop markierte eine Wende: vieles im Britpop, allen voran Oasis, ging vom Indie-Label Creation aus. Aber Creation glaubte früh, ohne eine Verbindung mit einem Major nicht konkurrenzfähig zu sein (ganz zu schweigen davon, dass man auch kurz vor der Pleite stand) und schloss sich mit dem Giganten Sony zusammen. Food, das Label von Blur, ging früh eine Verbindung mit EMI ein. Mit dem Erfolg von Blur und Oasis und etlichen anderen Gitarrenbands, die vom Stil her früher eindeutig in den «Indie»-Charts daheim gewesen wären, wurde «Indie» nun plötzlich Teil des Mainstreams. Seither ist «Indie» zu einer Stilbezeichnung mutiert, die alles umfasst, was schrummelnde Gitarren hat und nicht nach Heavy Metal klingt – egal, ob die Platten bei einem Major oder einem Minor erscheinen.