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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Independent Labels und ihre Rolle
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dossier: 50 Jahre Island Records
Independent Labels und ihre Rolle

Programm aufnehmen: man befürchtete, das konservative Publikum dadurch zu einem Boykott der Kühlschränke und Kochherde zu bewegen, die man ebenfalls herstellte.

Das von Sam Phillips 1952 in Memphis, Tennessee, gegründete Label Sun ist wohl das erste wirklich legendäre Indie-Label. Phillips hatte rund zwei Dutzend Blues-Platten veröffentlicht, als ihn der Rock’n’Roll-Floh packte. In der Folge war Sun eines der ganz wenigen Indie-Labels, die sich auf Rock’n’Roll und damit den frisch entdeckten Markt der Teenager konzentrierten. Elvis Presley, Carl Perkins, Charlie Feathers und Johnny Cash taten alle ihre ersten Schritte im Sun-Studio. Die 1950er Jahre waren überhaupt eine grosse Zeit für Indies: Atlantic Records von Ahmet Ertegun und Herb Abramson, Blue Note Records, Verve Records, Imperial, Vee-Jay, Liberty und etwas später A&M – die Liste von Firmen, deren Programm den gehobenen Geschmack und die Spürnase von ein, zwei stilsicheren Besitzern wiedergaben und damit den Soundtrack der Zeit prägten, ist wahrhaft endlos.

Das Ende der Segregation

Am Ende der 1950er Jahre hatte sich Rock’n’Roll und spurenweise auch der schwarze Rhythm & Blues im amerikanischen Mainstream etabliert, allerdings oft in arg verwässerter Form. Ausserdem bewegte sich das Musikgeschäft wie auch die Wahrnehmung des Publikums noch in klaren, segregierten Bahnen. Das musste der schlitzohrhafte Ex-Boxer, -Poker-Profi, -Frauenheld und angehende Songschreiber Berry