erfolgreich geworden, die Freiheiten eines wahrhaft unabhängigen Plattenlabels noch richtig geniessen zu können. 1998 hatte Blackwell genug von der neuen Fliessbandmentalität im Musikgeschäft und verkaufte Island an einen der noch verbliebenen Majors, Universal Records. Diese Firma ist es denn auch, die anlässlich des 50. Jubiläums der Marke Island eine grosse neue Vermarktungskampagne mit parallelem Medienzirkus schürt, in welchen man sich schamlos mit den Lorbeeren schmückt, die Blackwell einst geerntet hatte.
Seit Island im Konzern aufgegangen ist, ist es vorbei mit der alten Binsenwahrheit, dass alles, was mit dem Palmen-Logo daherkam, zumindest interessant sein würde. Dennoch macht Chris Blackwell gut gelaunt mit bei den Feierlichkeiten. «Es freut mich ja nur schon, dass sie noch am Namen festgehalten haben», sagt er. «So viele tolle Labels sind ja verschwunden. Ich denke nur schon an A&M Stax, King Records, Imperial Records – viele von den wunderbaren Labels, die mir als Vorbild dienten, sind verschwunden.» Immerhin habe man bei der britischen Island-Abteilung noch ein bisschen am alten freiheitlichen Geist festgehalten. «Aber es kann nicht das Gleiche sein. Eine Firma, die in unabhängigem Besitz ist, funktioniert naturgemäss anders. Sie kann zum Beispiel sehr viel schneller operieren. Es braucht nicht zuerst noch eine Menge von Board-Meetings, ehe ein Beschluss gefasst werden kann. Sobald ein Label Teil eines Grosskonzernes ist, wird alles automatisch viel mehr durchstrukturiert. Da geht viel Spass an der Sache verloren.»