Der eigenen Nase folgen
Heute gibt es mehr Indies denn je. Der Trick zum Überleben besteht darin, eine bestimmte Stilrichtung oder Geisteshaltung zu vertreten, um entweder eine bestehendes Publikum anzusprechen oder aber ein neues Publikum zu definieren und zu erschliessen. Letzteres ist Domino Records gelungen, einem Label, das seit sechzehn Jahren der eigenen Nase folgt wie einst Island und sich darauf verlassen kann, dass viele Leute seine Platten kaufen, nur weil Domino draufsteht. Auch hier ist das Spektrum breit – vom Improv-Jazz bis Folk, via Franz Ferdinand und Arctic Monkeys – und dem treuen Käufer wird manche Herausforderung serviert. Andere Indie-Labels wie Cooking Vinyl spezialisierten sich darauf, früher erfolgreiche Bands aufzufangen, die bei den Majors durch die Maschen gefallen sind wie Echo & The Bunnymen und zuletzt The Prodigy. Bella Union haben sich einen Namen gemacht mit singenden Songschreibern und Bands, die irgendwie neblig und mysteriös wirken. Alle Arten von Dance, Elektronika, Experimentalmusik, Gegenwartsmusik und den wilderen Jazzarten funktionieren heute praktisch ausschliesslich über Indie-Labels.
Ironischerweise hat sich ein erfolgversprechendes Indie-Label in den letzten Jahre schwer getan: Palm Pictures wurde von Chris Blackwell als ein kombiniertes Film- und Musiklabel gegründet, nachdem er Island verkauft hatte. «Wir fingen zu gross an», gibt er zu. «Es wurde mir der Eindruck vermittelt, dass es ein Leichtes sein würde, die Finanzierung von einer Organisation in einer gewissen Grösse