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Camus trifft Eminem oder «Die Pest» im Waggon
...und dann ertappt man sich dabei, die Subway innerlich zu verfluchen, bloss weil man morgens um zwei Uhr mehr als zehn Minuten auf den nächsten Zug warten musste. Zwei Uhr in der Nacht! In einer Zeit also, in der die Menschen in Paris bereits dazu verdammt sind, ausgiebig ihr Schuhwerk zu testen. Morgens um Zwei läuft in den meisten Städten dieser Welt gar nichts mehr. Doch in «the city that never sleeps» kommt auch der öffentliche Verkehr nie zur Ruhe. Subway und Bus rund um die Uhr. Einzig die Häufigkeit ihrer Erscheinung verblasst etwas nach Mitternacht. Deshalb das anfängliche Verfluchen einer Institution, zu der alle New Yorkerinnen und New Yorker eine innige Hassliebe pflegen. Eine Verfluchung auch, die sich in Dankbarkeit und Demut aufzulösen beginnt, wenn man das Rumpeln des herannahenden Zuges bereits in der Ferne zu vernehmen beginnt.
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In einer Stadt mit den Dimensionen New Yorks verbringen die Menschen zwangsläufig einen nicht zu unterschätzenden Teil ihrer Existenz in der U-Bahn. Deshalb gilt es, diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Wenn auch vielerorts darüber lamentiert wird, dass Menschen immer weniger lesen: in den Zügen der Subway darf der Büchergott noch frohlocken. Die New Yorker sind manische Leser. Und Neuankömmlinge fühlen sich oft angesichts dieser versunkenen Schar von Lesern gegenüber als ein bloss dahin Vegetierender, der leichtsinnig mit seiner Zeit umgeht, die ihm auf diesem Planeten vergönnt ist.