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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Wiedergesehen: Aki Kaurismäki, «La Vie de Bohème» (1992)
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film
Wiedergesehen: Aki Kaurismäki, «La Vie de Bohème» (1992)

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Puccini vergessen

Eine der rührendsten Szenen in «La Vie de Bohème» zeigt den Komponisten Schaunard, der gerade ein Auto gekauft hat und mit stolz geschwellter Brust vor einer Art Pick-Up steht, enorm hässlich, dreirädrig und klappriger als ein DDR-Trabant. Seine beiden Kollegen, der Schriftsteller Marcel Marx und der albanische Maler Rodolfo zeigen kaum Regung, schleichen aber beeindruckt um das Gefährt, das nämlich – daher die emotionale Aufladung der Szene – die letzte Hoffnung als grosse Illusion der drei immens erfolglosen, bettelarmen Künstler symbolisiert: kurz zuvor hatte Marcel von einem zwielichtigen, zigarrekauenden Verleger Auftrag samt Vorschuss für eine literarische Zeitschrift bekommen. Noch vor jeder inhaltlichen Überlegung erkannte Schaunard als Wichtigstes zunächst den Kauf eines Autos, um den Vertrieb zu gewährleisten.

Künstlerisch überleben, sich nicht zu verraten und dabei noch zu lieben, das ist das Thema des Films. Den Rahmen bieten das sich herzlich und solidarisch zugewandte Loser-Trio. Den Kern bildet die unglückliche Liebe zwischen dem illegalen Einwanderer Rodolfo und Mimi, der in der Stadt verlorenen Frau vom Land.

Es gehört zu den wunderbarsten Zügen Aki Kaurismäkis, grosse Gefühle in den sprödesten und knappsten Bildern erzählen zu können, und diese