Isaach De Bankolé (Lone Man)
Foto: © Filmcoopi

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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#«The Limits of Control» von Jim Jarmusch
  6/7
film
«The Limits of Control» von Jim Jarmusch

Letztlich vollendet sich der Film erst im Kopf des Betrachters und das Resultat ist individuell, weil die Masse an transportiertem Subtext erst durch das kulturelle Wissen des jeweiligen Betrachters eine Rolle erhält. Man könnte nun Bücher schreiben über die Dinge, die Jarmusch bewusst oder durch sein eigenes kulturelles Unbewusstsein in diesen Film gepackt hat. Dass die Saite nicht nur als Mordinstrument von Wichtigkeit ist, scheint offensichtlich. Der namenlose Rächer betrachtet gleich zu Beginn ein kubistisches Gemälde von Gris, in dem nicht nur das Instrument, sondern auch dessen abstrakte respektive kubistische Darstellung auf den Film verweist. Zudem erklingen nur Saiten im Soundtrack. Die fast unendlich verlangsamten Gitarrenwände, die das Road Movie zu bremsen versuchen, die Anmut von Schuberts Streichquartett, die implodierende Spannung des Flamenco – die Filmmusik erhält hier eine gleichwertige Stellung gegenüber den Bildern und Personen.

Oder John Hurt, der dem Mann die Gitarre übergibt, erzählt vom schleichenden Untergang der Bohème und erwähnt einen finnischen Film (konsequenterweise ohne dessen Namen zu nennen). Damit verweist Jarmusch auf «Das Leben der Bohème» von Aki Kaurismäki (siehe «Wiedergesehen» in dieser Ausgabe). Die im richtigen Leben rothaarige Tilda Swinton als «Die Blonde» weist darauf hin, dass sie Filme mag, in denen nicht viel geschieht. Und sie erzählt die Geschichte von Orson Welles, der einst seine Frau, die rothaarige Rita Hayworth, damit desavouierte, dass er sie eine blonde Perücke tragen liess (1947 in «The Lady from Shanghai»).