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das kulturelle überformat
Nr. 25 / 22. Juni 2009
#Neue Comics
  6/8
comic
Neue Comics

der sich schliesslich nackt und eifersüchtig während der Hauptprobe vom Balkon auf den Schauspieler Maynard Daizy stürzt...

Ein Delirium, in das einzutauchen sich jedoch lohnt. Das Buch ist enorm textlastig und zwingt den geneigten Leser, sich zu konzentrieren und Sprechblase für Sprechblase der Geschichte zu folgen. Trotz Textlastigkeit handelt es sich aber stets um ein Bilderbuch und Ben Katchors gelegentlich an Cartoons gemahnende Bildsprache ist von grosser Eigenständigkeit. Bewusst etwas hölzern und kinderbuchartig die Formgebung, die mit einfachen Graulasuren in Stimmung gebracht wird.

«Der Jude von New York» erweist sich nicht zuletzt als äusserst lustige und lustvolle Darstellung der grotesken Komik, welche aus den Gesetzen und den Kodierungen im strengen Judentum resultieren kann, vor allem dann, wenn die Regeln umgangen oder gebrochen werden. So führt das Verbot der Zurschaustellung nackter Haut zur Erfindung der fleischfarbenen Strumpfhose, in der die Schauspielerin nun auf der Bühne scheinbar nackte Tatsachen präsentiert. Der kinderbuch- und märchenhaften Darstellung entsprechen Figuren wie Nathan Kishon, der selbst in den Städten stets draussen nächtigt. Kishon deutet mit seinem «indianischen» Verhalten an, dass nicht wenige der amerikanischen Juden glauben, die Indianer gehörten zu einem verschollenen jüdischen Stamm... Ben Katchor lässt sich von einem narrativen Universum inspirieren, dessen Reichtum ihn – und uns – noch lange mit Geschichten beglücken wird.
























Aus: Ben Katchor, «Der Jude von New York». Zur Vergrösserung bitte auf das Bild klicken.