Komik und Katharsis
Einen politisch völlig «unkorrekten» Mischmasch bieten die beiden jungen Franzosen Florent Ruppert und Jerôme Mulot mit ihrer bezeichnenderweise «Affentheater» betitelten Kurz-Comic-Sammlung. In einem luftigen, gelegentlich flüchtig hingeworfenen, nichtsdestotrotz aber treffenden Strich halten die Autoren, die beide zeichnen und schreiben, Unsägliches fest. Da lässt der durch einen weissen Touristen rassistisch beschimpfte ägyptische Führer auf den Stufen der Pyramiden seinen blutigen Rachegedanken freien Lauf, während an anderer Stelle die Möglichkeiten der Sodomie mit Kamelen, Giraffen, Flusspferden und Papageien durchdacht werden.
Abschlagen von Köpfen, Affenfickerei und ein wüstes Duell in einem Sado-Maso-Club, wo die Degen im Rachen von Bondagefrauen weggesteckt werden, wirken wie Katharsis für die Brutalitäten, welche permanent über die TV-Bildschirme der Welt flimmern. Die Tabu-losen Mind Games führen die Autoren nicht selten zu einer innovativen Bildsprache. Action, Messerstechereien oder Beischlafstellungen fügen sich zu ornamentalen Rosetten, die Zeichner brillieren mit dekonstruktivistisch-futuristisch zerbröselten Sexszenen, ungewöhnlichen Perspektiven und seriell mit Bildchen übersäten Seiten: clevere Fingerübungen zu einer neuartigen Comicästhetik, mit welcher thematische Grenzenlosigkeit ausgelotet wird.