Leben und Überleben der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten. An den Kontrast zwischen den weichen Grautönen der Fotos, die oft direkt neben den mit harten schwarzen Konturen eingefassten Zeichnungen stehen, gewöhnt man sich rasch. Beide Bildformen portieren Action und Stimmungen, doch lässt sich hier sehr gut über die Unterschiede zwischen der «exakten» fotografischen Optik und derjenigen, welche durch den ästhetischen Filter des Zeichners gelaufen ist, reflektieren. Das eine ergänzt das andere, der Hybrid erweist sich als erstaunlich homogen, zumal sich die Textmenge in angenehmen Grenzen hält. Eine szenaristische Glanzleistung.
Ein «Hauptakteur» der drei Bände ist die Landschaft. Zwingend, denn diese «kämpft» stets mit. Die bergigen Gegenden, die Pässe, Schluchten und Steilhänge «wehren» sich durch ihre Unwirtlichkeit und schwere Begehbarkeit sowohl gegen das Fortkommen als auch gegen Kriegshandlungen. Hier leistet die Fotografie mehr als der Comic, denn sie zeigt jedes Sandkorn, jedes Blättchen in den Buschwäldchen dieser beeindruckend schönen und kargen Landstriche. Die Ärzte treffen in den Dörfern auf Kriegsverletzte, aber auch auf «normal» Erkrankte. Kulturelle und religiöse Hürden müssen genommen werden, denn selbst kleine Mädchen dürfen nur bekleidet untersucht werden. Die Muslime, welche Lefèvre trifft, geben sich damit zufrieden, dass er sich als Christ bekennt. Die Tatsache, dass er ungläubig ist, verschweigt er wohlweislich. Diese sensiblen Interaktionen zwischen den Kulturen mache einen guten Teil des Reizes von «Der Fotograf» aus.