«Percussions» und
«Histoire de Melody Nelson»
(beide Universal)

Clip und Videos nächste Seite »

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Wiedergehört: Serge Gainsbourg «Percussions» (1964), «Histoire de Melody Nelson» (1971)
  3/4
musik
Wiedergehört: Serge Gainsbourg «Percussions» (1964), «Histoire de Melody Nelson» (1971)

untermalte seine Poesie mit minimalen, oft rein perkussiven Mitteln. Chansons wie «Pauvre Lola», «New York USA» oder «Couleur Café» leben von einem rein rhythmischen Grundteppich. Gainsbourg war sich den Einflüssen der französischen Musik stets gewahr – im Gegensatz zu den vielen Gralshütern des Genres. Und so ist «Percussions» gespickt mit afrikanischen Trommeln und brasilianischen Elementen. Ein ungemein packendes Album, das auch heute – über vier Jahrzehnte später – anders klingt als alles andere.

Nach Gainsbourg war in der französischen Musik nichts mehr so, wie es einmal war. Heute bezeichnen sich sämtliche Protagonisten der neuen französischen Szene von Air bis Benjamin Biolay als Kinder Gainsbourgs. Und das hat auch und vor allem mit dem Album «Histoire de Melody Nelson» von 1971 zu tun. Auf nur 28 Minuten wird hier das französische Chanson völlig neu eingekleidet. Spoken Word, eine wild improvisierende Gitarre auf schwarzem funkigen Grund, dazu ausladende Streicherarrangements schmelzen zu einer sich jeder Schublade entziehenden Klangkulisse zusammen. Das ist grosses Kino fürs Ohr. Und Gainsbourg hat denn auch zu allen sieben Tracks des Albums einen Film realisiert und auch damit vieles vorweggenommen – lange bevor es die permanente Visualität des Klanges gab.

Rudolf Amstutz