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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Besuch bei Paul Weller
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musik
Besuch bei Paul Weller

Woking in der Grafschaft Surrey ist ein typisch südenglisches Pendlerstädtchen. Im Zug eine Dreiviertelstunde von London entfernt, ist es noch heute ein Ort der scharfen sozialen Kontraste. An einem Fussballtag sind die Pubs im Zentrum angefüllt mit tätowierten, braungebrannten Muskelpaketen in den Chelsea-Farben. Graue Sozialbauten wechseln ab mit charakterlosen aber sichtlich bequemen Einfamilienhäusern. Ein paar Schritte weiter beginnt schon die grüne Landidylle, die ebenfalls charakteristisch für den Süden von England sein kann: saftige Wiesen und Obstraine, Wälder mit Weihern, reicher Leute Villen mit gewaltigem Umschwung und Hunden so gross wie Pferde, und schliesslich Pubs, die währschafte Landkost und lauwarmes Bitter-Bier anbieten. Ja, hier befindet sich auch einer der wenigen kommerziellen Weinberge von Grossbritannien – im Stil eines Themenparkes samt Mini-Eisenbahn und Touristenführung eingerichtet im endlosen Areal eines früheren Herrensitzes von einem Mann, der sein Vermögen im Abwasserreinigungs-Business machte.

Paul Weller hat diese Idylle auch schon besungen: «Friday Street» auf dem Album «Heavy Soul» handelt davon. «Mind’s alive on Friday Street...a pulse goes on on Friday Street» heisst es da. Friday Street existiert. Es ist ein winziges Nest mit einem putzigen Gastro- Pub, vor welchem Porsches neben verbeulten Ford Focus stehen, es hat einen winzigen Enten-See, am Waldrand hoppeln die Hasen und vor einem Haus sind auf einem Tischchen Konfitürengläser aufgebaut, welche die Wanderer gern mitnehmen, nachdem sie das Geld in eine Schale geworfen haben.