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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Hidden Tracks
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musik
Hidden Tracks

Der iPod macht die Versuchung immer grösser, die private Plattensammlung zu digitalisieren und die redundant gewordenen Tonträger zu entsorgen. Bevor man diesen Schritt macht, sollte man sich die Zeit nehmen, die alten Favoriten ein letztes Mal durchzugehen. Denn einige enthalten noch ungehörtes Zusatzmaterial: die Rede ist von so genannten Hidden Tracks, von Stücken, die nicht auf den Hüllen der jeweiligen CDs, LPs oder gar MCs vermerkt sind und sich dem Hörer oder der Hörerin meistens nur nach rigorosen Suchaktionen offenbaren.

Hinter Hidden Tracks stecken selten dunkle oder subversive Absichten, vielmehr entstehen sie aus logistischen, juristischen oder humoristischen Überlegungen heraus. Weil etwa der Song «Train In Vain» erst kurz vor der Veröffentlichung von «London Calling» (1979) eingespielt wurde, blieb der britischen Punk-Band The Clash keine Zeit, das bereits fertig gestellte Album-Artwork entsprechend abzuändern. Die Ramones verzichteten hingegen wegen einer Gerichtsklage darauf, ihren Song «Carbona Not Glue» auf dem Umschlag des Konzertmitschnitts «Loco Live» (1991) zu erwähnen: der Hersteller des Reinigungsmittels Carbona hatte es den New Yorkern verboten, den Namen seines Produkts zu benutzen.

In den neunziger Jahren gehörte es für Rockmusiker schon fast zur Pflicht, Hidden Tracks auf ihre Alben zu schleusen. Der Boom lag einerseits an der marktbeherrschenden Stellung der CD, die mit 78 Minuten Spielzeit viel Platz für nicht deklariertes Material liess, andererseits am Erfolg der