Wie eine Furie drängte Alanis Morissette 1995 mit dem Album «Jagged Little Pill» ins Bewusstsein der globalen Musikszene. Über treibende Beats und klirrende Gitarren schrie sich die damals erst 20-Jährige die Seele aus dem Leib und artikulierte in ihren zornigen Songs die Frust vieler Menschen über die Tücken und Unberechenbarkeiten des Lebens. Davon verstand die Kanadierin trotz ihrer Jugend so einiges: als Kinderstar hatte sie bereits die Höhen und Tiefen des Showgeschäfts erlebt und schwere Essstörungen ausgestanden und Liebesbeziehungen zu älteren Männern unterhalten, bevor sie von Toronto nach Los Angeles umsiedelte und bei Madonnas Label «Maverick» einen Plattenvertrag unterschrieb.
Das Musikpublikum würdigte die emotionale Authentizität ihrer Gefühlsausbrüche mit achtstelligen Plattenverkäufen und erhob Morissette zum Superstar, in dessen Fahrwasser sich viele neue Sängerinnen tummelten. Zwar konnten Meredith Brooks und Tracy Bonham mit ihren eigenen Grenzgängen zwischen Wut und Verletzlichkeit Achtungserfolge erzielen, doch kam keine der Nachzüglerinnen an die künstlerische oder kommerzielle Schlagkraft von «Jagged Little Pill» heran. Selbst Morissette fiel es schwer, ihren Status als Sprachrohr der Enttäuschten und Erniedrigten zu halten, erreichten die Folgealben immer niedrigere Chartpositionen, und das 2004 veröffentlichte «So-Called Chaos» fand diesseits des Atlantiks kaum Beachtung.
Eigentlich könnte Morissette diese Baisse egal sein, hat sie mit 30 Millionen verkauften Exemplaren von