Mit «Der entfesselte Globus» liefert er den Zusatz zum «Weltensammler». Es sind versammelte Reportagen aus zwanzig Jahren, obwohl die Bezeichnung «Reportage» eher auf das fundierte recherchierte Wissen des Autors hinweist denn auf den Schreibstil. Denn Trojanows 24 Texte über Afrika, Asien, Indien und Bulgarien sind keine reine Berichterstattung, vielmehr handelt es sich um eine Vermischung aus Journalismus und Literatur, aus Essay und persönlich gehaltener Prosa.
Wie der Titel schon verspricht, liegt hinter der Textsammlung auch ein Hinweis auf die zunehmende Globalisierung. Doch Trojanow prangert nicht oberflächlich an. Er widerlegt das globale Dorf mit detailreichem Lokalkolorit genauso wie er es untermauert durch die bisweilen absurden Auswüchse durch die globale Wirtschaft in der dritten Welt. Wenn ein US-Bürger ein Problem mit einem Haushaltsgerät der Marke GE (General Electrics) hat und die lokale Call-Center-Nummer wählt, dann landet er im indischen Kanpur. Da sitzen dann 1200 Inder in einem einzigen Raum und telefonieren mit amerikanischen Menschen. In solch vereinzelten Schilderungen erhebt Trojanow seine persönlich gefärbten Reportagen zum Globalisierungs-Kommentar. Ansonsten gilt bei ihm: im Kleinen lässt sich das Grosse erkennen.
Die versammelten Texte werden in der Summe zu einem Plädoyer fürs Reisen ausserhalb der pauschalen Arrangements. Das kulturelle Verständnis liegt im persönlichen Kontakt, im Erlebnis der lokalen Riten und in der Demut gegenüber dem Anderen, dem Fremden, mit dessen Existenz Trojanow bereits in der gemischten Schulklasse in Nairobi konfrontiert wurde.