Er mag nicht alles, was er sieht oder hört. Einmal, nur einmal beteiligt er sich bei einer indischen Kreuzfahrt und verdammt die «all inclusive»-Reisenden. Wenn ihn Dinge stören, dann gibt er es unumwunden zu. Weltmusik als Mittel zum sinnentleerten Zweck stört ihn. Die Kora von Toumani Diabaté im Björk-Song «Hope» etwa. Die Björk aufgenommen hat, ohne wirklich hinzuhören. Welten sammeln ohne Reflektion, das prangert er an.
Fussball ist auch etwas Globales. Trojanow findet ihn in Kapstadt wieder. Dort hat Fussball eine wesentlich bedeutendere soziale Funktion als bei uns. Sipiwe Cele, der Trainer der Celtic Lions sagt: «Wir Schwarzen haben nur die Wahl zwischen Fussball und Fernsehen. Und gelegentlich gibt es eine Beerdigung.»
Am Ende des Buches gelangt Trojanow nach Bulgarien. Der Anfang seiner Existenz als Ende seiner Reise. Für einen wie ihn, der Welten sammelt – zu Fuss in vielen fremden Ländern und zuhause als besessener Büchersammler – ist Heimat überall und nirgends. Es geht um die Selbstverständlichkeit des Anderen. Oder wie es Trojanow formuliert: «Wenn wir uns für die Zukunft wappnen wollen, sollten wir unsere Grenzen als Zusammenflüsse begreifen, (…) als Spielwiesen von Mischkulturen. (…) Denn das Trennende ist stets nur eine momentane Differenz, eine Flüchtigkeit der Geschichte.»
Ilja Trojanow. Der entfesselte Globus. Reportagen. Hanser Verlag. 195 Seiten. Gebunden. € 17,90 / CHF 32,90
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