Nunca

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Street Art
  8/10
kunst
Street Art

wo die jungen Menschen von New York City in den 1970er und frühen 80er Jahren, die sonst nichts hatten, ihren Frust und ihre Langeweile umsetzten in Kunst – nicht Musik, nicht Sport, sondern Kunst – hatte es vorher noch nie gegeben. Diese neue Kunstform, die sie erfunden hatten, erlaubte ihnen, die Welt auf der Ebene der visuellen Sprache zu verarbeiten, die ihnen nun als Quellen für Zitate und Remixing dienten.»

Besonders bemerkenswert an der Frühgeschichte der New Yorker-Graffiti war die Tatsache, dass Sprayer aus ihren Aktivitäten keinerlei finanzielle Vorteile erwuchsen. Kaum ein Sprayer hatte zudem eine künstlerische Ausbildung genossen. Ihr einziger Lohn war der ziemlich machomässige «Thrill», sein Kürzel an Wänden, Kaminen und natürlich U-Bahnwagen zu sehen, deren «Eroberung» mit immer grösseren Gefahren verbunden war.

Über die 1970er Jahre hinweg traten mehr und mehr Sprayer wie Futura 2000, später der oben zitierte Haring und Jean-Michel Basquiat (oder in Paris Gérard Zlotykamien, in Zürich der aberwitzige Harald Nägeli mit seinen Fischmännchen), auf den Plan. Für sie ging es beim Sprayen nicht darum, ihre Suche nach Identität und Individualität im Betondschungel mit «Tags» abzustecken. Sie sahen ihre Aufgabe als Künstler im Dienste der Öffentlichkeit. Wenn sie eine Botschaft verbreiten wollten, dann war diese vage und doch politisch brisant: die Strassenkunst eines Haring war der Bild gewordene Aufstand gegen den urbanen «Moloch» Staat/Stadt, ein Auflehnen, wie es Allen Ginsberg – ein New Yorker aus einer früheren Protestgeneration – schon in seinem Poem «Howl»