Ein TV-Spot der Firma Mars wird höchstens mit einem ironischen Lächeln gewürdigt: da man ja jetzt eben nicht an der EM sei, so verkündet diese Werbung, wolle die Firma Mars, Hersteller von Qualitätskalorienbomben auf der Basis von Schokolade, insofern ein bisschen über den Schmerz hinweghelfen, als man in der ganzen Nation gratis 100'000 Fussbälle verschenke! Toll – das bedeutet nach Adam Riese elf Mal 100’000 Zuschauer weniger vor der Glotzkiste. Damit sinkt die potenzielle Zuschauerzahl unter die Nullgrenze. Übrigens liess sich auch die Schweizer Botschaft die Gelegenheit nicht entgehen, aus der Situation etwas Profit zu schlagen. Flugs kontaktierte die Botschaft die englische Football Association mit der Offerte, die Gewinner eines landesweiten Talentwettbewerbes für die EM in die Schweiz einzuladen, damit wenigstens ein Team von der Insel dabei sei. Das Ereignis wurde zu edlen Canapés und bestem Roten in der Tiefgarage der Botschaft gefeiert (diese Tiefgarage ist insofern ein Besuch wert, als dort im Rahmen eines früheren Versuches, die Schweiz mit Trendiness im britischen Sinn zu vermählen, allerhand Street Artists eingeladen wurden, die Wände zu bemalen – Banksy kredenzten einen Lenin mit Mohikanerschnitt). Nachher war davon trotz grossen Worten des FA-Beauftragten in den Medien davon kaum etwas zu vernehmen, hingegen wurden der Spraydosenkunst ganze Artikel gewidmet.
Das Desinteresse an der EM ist indessen nicht nur mit gekränktem National-Ego zu erklären. In den letzten Jahren ist die Nationalmannschaft nicht nur in den Augen gewisser Klub-Besitzer und –Manager, sondern auch in den Augen einiger Fans weniger wichtig geworden. Was zählt ist der Klub. Gewisse Manager können es mittels wohlorganisierten Verletzungen immer wieder so einrichten, dass ihre Top-Spieler bei Testspielen der Nationalmannschaft nicht eingesetzt werden können. Es gibt sogar Spieler, die unumwunden zugeben, dass ihnen die Landesauswahl weniger wichtig sei als die Chance, sich im Klub zu profilieren. Das