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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Singende Fussballer
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dossier: Fussball
Singende Fussballer

machen. Das restliche Land verlangte lautstark eine lange Sperre für den Franzosen. Boyley, nunmehr Student und Hausmann, schleppte einen Haufen Freunde und Bierdosen ins Studio und nahm die Single «Eric The King» auf. Sie schaffte es auf Rang 82 in den Popcharts. Boyley fuhr für Cantonas Gerichtstermine zwecks moralischer Unterstützung nach London. Er verfolgte die Verhandlungen von der Tribüne aus und unterhielt in den Pausen die versammelte Presse mit seinen Faxen. Die Cantonas wussten es zu verdanken. «Beim Gedenkspiel für die Opfer von München lehnte sich Isabelle Cantona, seine Frau, zu mir herüber und sagte: ‹’ello Peter.› Ich sagte: ‹Sie kennen mich?› Isabelle sagte: ‹Aber natürlich – nach all dem, was Du für Eric getan hast!»

Neue Kassetten folgten: «Behind the Shower Curtain» und «Chanting Boozy in a Jacuzzi». Boyleys Methode blieb dieselbe. Als enzyklopädischer Fan von englischer Gitarrenmusik aus den achtziger Jahren verfügte er über einen reichhaltigen Schatz von Melodien. So wurde aus «Love Will Tear Us Apart» von Joy Division «Giggs Will Tear You Apart». Ein Stück von den im ganzen Land als Verlierer abgestempelten Inspiral Carpets kommt neu mit folgendem Text daher: «This is how it feels to be (Man) City, this is how it feels to be small, this is how it feels when your team wins nothing at all, nothing at all.» Die unantastbaren Stars von ManU wissen die Liebesmühe zu schätzen. Sie spielen ihm Pässe für die «Players’ Lounge» zu. Selbst David Beckham – ein Mann, der ganz bestimmt nicht singen kann – sei freundlich gewesen zu ihm. Letztlich ist Boyley in seinem Rock’n’Roll-Leben nur eines wichtig: «Wenn ich nur das Geld habe, jeden ManU-Match zu sehen, bin ich glücklich.»