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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Singende Fussballer
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dossier: Fussball
Singende Fussballer

Ein Fussballer, der auch singen kann – der perfekte Popstar. Ein athletischer Typ, sozusagen zum Posterheld herangezüchtet, der es verstünde, den euphorischen Effekt des entscheidenden Tores in erhebende Töne zu fassen – er wäre eine wandelnde Goldgrube. Es mangelt in der Tat nicht an Versuchen, diese Goldgrube zu erschliessen. Nur: was dabei herauskommt, erreicht selten das Niveau der hinteren Ränge des Eurovision Song Contests. Auch die Versuche arrivierter Künstler, ein Fussballereignis mit einem Lied zu feiern, verkommen meist zu einer Ansammlung von textlichen Klischees über Torhunger, Ballballett, Nationalstolz und irre Torhüter. Viele Fussballkomponisten scheinen durch die Hoffnung irregeführt zu werden, dass ihr Lied dereinst tausendstimmig durch die Fankurve schallen würde. Sie halten sich deswegen an banalste Texte und simple Melodik, anders würde sich das Kommunalgehirn ja nie daran erinnern können. Dabei beweist zumindest der FC Manchester United, dass es auch anders geht. Manchester United verfügt nämlich quasi über einen Hofkomponisten.


Er heisst «Boyley» – genauer: Pete Boyle. Er kann weder singen noch Gitarre spielen, noch Melodien erfinden, noch gar tanzen. Seine durchgeschüttelten Reime tun der schönen englischen Sprache viel Gewalt an. Das hält ihn weder vom Singen noch vom Reimen noch vom Tanzen ab. Wenn es um die siegbringende Stimmung seiner Idole geht, kennt er keine Schamgefühle. Ein überragendes Talent hat er nämlich: er ist ein gesegneter Exhibitionist. Einer, der es nicht versäumt, in Sachen Spass konsequent