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das kulturelle überformat
Nr. 6 / 29. Juni 2007
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
  4/5
gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Drittligaspiele vor winzigen Kulissen stattfinden. Natürlich verbuchen weder Exeter noch Morecambe während der Saison solche Zuschauerzahlen – aber sie locken doch noch immer jeden Samstag ein paar Tausend in ihr Stadion. Selbst in der fünften Division!

Selbstverständlich war die Stimmung im neuen Wembley grossartig – obwohl doppelt so viele Menschen Platz gehabt hätten. Während des grossen Cup-Finals hatten die Kameras immer wieder gröhlende junge Männer aus dem Publikum gezeigt, die sich für ihr Team die Seele aus dem Macho-Leib brüllten. Fast so, wie ihre Spieleridole bei jedem «falsch» gepfiffenen Offside die Entscheidung mit lautem Gezeter quittierten. Zuschauer und Kicker in Schmerzensgebrüll vereint – das gab es während Morecambe gegen Exeter nicht. Schon eher vereint in Galgenhumor und Kirmes-Stimmung. Wenn ein eigener Spieler auf dem Hosenboden landete, wurde gelacht, wenn es ihm ein Gegner nachmachte, ebenfalls. Selbst die exorbitanten Preise der Lebensmittelstände wurden – dies die frustrierende Seite von Frohnaturen – friedlich hingenommen: £ 4.60 (umgerechnet sFr. 11.50) für einen Hot Dog, der jeglichen Geschmackes entbehrte, £ 7.20 (sFr. 18.–)  für ein Pouletbein und Pommes-Frites.

Das Spiel begann gut für die Mannen in Rotweiss, sprich: die Grecians; sprich nochmals: Exeter City. Schon nach wenigen Minuten gefiel sich die von einem furiosen Heavy-Metal-Typ samt Pferdeschwanz geführte Morecambe-Verteidigung im Luftschlösserstaunen und servierte dem Gegner das erste Tor auf der Silberplatte. Dann aber kamen die Fischer und Holzhacker aus dem Norden besser in Fahrt und kredenzten dem ekstatischen Publikum alsbald einen Primeur: in der dreissigsten Minute gelang es dem Goalie von Exeter als erstem im neuen Stadion, einen Penalty abzuwehren. Morecambe glich kurz vor Halbzeit doch noch aus und kam gegen den Schluss des Spieles auch noch zum Siegestreffer. Da erwirkte Matt Gill (Exeter) mittels vorbildlich