Provinzler, Millionäre und keine Ratten
Vor ein paar Monaten kam ein schlauer Beamte in der Verwaltung des Londoner Bezirkes Brent auf die Idee, endlich etwas zu machen, um das Image der Kilburn High Road – in dessen Nähe ich aus purer Ehrfurcht vor Ian Dury und seiner ersten Band Kilburn & The High Roads noch immer wohne – aufzumöbeln. Nun bestand seine Lösung nicht etwa darin, die Strassenputzerarmee zu verstärken oder die Schlaglöcher auszubessern oder ein paar verlotterte Hütten zu renovieren. Nein. Der Beamte liess sich einen cleveren Werbetext einfallen, den er auf Posters drucken liess, die nun ganz Kilburn mit dem Slogan amüsieren: «The closer you look, the better it gets». Die Absurdität des Spruches springt jedem ins Auge, der nur mal kurz stillstehen muss, zum Beispiel um auf den Bus zu warten. Man könnte das Poster eben so gut dem Clochard umhängen, der den lieben langen Tag lang – halb aufs vollgesprayte Strassenschild, halb auf seine Krücken gelehnt – Klatsch sammelt.
Komisch – wie bin ich jetzt darauf gekommen? Ich wollte doch über Fussball schreiben. Na ja, irgend einen Zusammenhang wird es schon haben. Tangentiell vielleicht. Oder immerhin bananenschussmässig. Denn ja, auch mich hat es schon mal ins neue Wembley Stadion verschlagen. Das Stadion, Stolz der Sportnation, dessen Bauzeit dank Kommunikationsschwierigkeiten zwischen britischen Bauherren – primär dem Fussballverband – und australischen Bauleuten statt drei Jahren deren sechs- und- ein- bisschen in Anspruch nahm und fast 800 Millionen Pfund kostete. Also: das neue Stadion ist schon was! Der Bogen zum Beispiel, der sich wie der leicht verrutschte Tragbügel eines Einkaufskörbchens über das gewaltige Grün erstreckt: wenn nicht gerade Smog oder Regen über London hängt, ist er von weit her zu sehen. Ich könnte es zum Beispiel erspähen, wenn ich in Kilburn