Granta, obwohl ein englisches Magazin, hat sich mit seinem ausgeglichenen Inhalt auf beiden Seiten des Atlantiks als eines der wichtigsten Sprachrohre des geschriebenen Wortes etabliert. Gegründet 1889 (verjüngt und neu aufgelegt seit 1979) von Studenten der Cambridge University hat sich die Publikation zu einem aussergewöhnlichen Sprungbrett für den Nachwuchs entwickelt, als die Redaktion 1983 zum ersten Mal entschloss, eine Liste von britischen Jungautoren zu veröffentlichen, auf die man in Zukunft ein Auge zu werfen habe. Seitdem tut sie dies in unregelmässigen Abständen immer wieder, seit 1996 nimmt sie dabei auch die amerikanische Szene unter die Lupe. A.L. Kennedy, Zadie Smith oder Martin Amis auf britischer, Stewart O’Nan, Jonathan Franzen oder Jeffrey Euginides auf amerikanischer Seite kamen unter anderen in den Genuss der Auszeichnung «Best Young Novelists».
Es ist nicht nur Harold Louis «Doc» Humes zu verdanken, dass Granta als Speerspitze der Literary Magazines im Schatten von The Paris Review steht, doch der kauzige, wortgewandte Intellektuelle mit dem Hang zum Irren, der später von Timothy Leary in den LSD-Konsum eingeführt wurde, zwei brillante politische Romane schrieb, die keiner lesen wollte, und 1992 bei seinem Tod von seinem eigenen Sohn als einer, der «kein ordinäres Arschloch» gewesen sei, tituliert wurde, muss man erstmal übertrumpfen. Von den Gründungsmitgliedern von The Paris Review konnte nur George Plimpton in Sachen Ego mit seinem visionären, stets etwas abseits von der Normalität stehenden Humes Schritt halten. Plimpton war der erste Chefredaktor des Magazins und führte es bis zu seinem Tod 2003 als publizistischer Leiter.