So sprachen gegen Livingstone einerseits die Anti-Labour-Stimmen, andererseits die Stimmen, die sich persönlich gegen ihn richteten (und wohl mehrheitlich bei Paddick landeten). Johnson andererseits bemühte sich gar nicht erst um die Wähler der Innenstadt, deren Urteil klar war: Livingstone. Gesteuert von einem australischen Wahl-PR-Experten (Kostenpunkt 140'000 Pfund) konzentrierte er seinen Wahlkampf auf die Aussenbezirke, die sich in den letzten beiden Wahlen kaum um den Ausgang des Rennens gekümmert hatten.
Offensichtlich gelang es ihm, einen Haufen Konservative zu mobilisieren – dabei war nicht einmal seine eigene Partei begeistert gewesen, als er auf den Plan trat. Ja, man erachtet den 44-jährigen Wuschelkopf und Charme-Chaoten auch dort weit herum als «accident waiting to happen». Es sind ihm schon einige solche passiert. Seinen Job als Anfänger-Journalist bei The Times verlor der Sohn eines Bankiers und konservativen Euro-Parlamentariers, nachdem er ein Zitat von seinem eigenen Paten gefälscht hatte. Später wurde Johnson Chefredaktor der politischen Zeitschrift The Spectator, ehe er 2001 als Abgeordneter für die Stadt Henley-on-Thames ins Parlament gewählt wurde. Er galt als kommender Star, aber im November 2004 wurden ihm die Spezialposten (u.a. Minister für die Künste im Schattenkabinett und Vize-Chairman der Konservativen Partei) entzogen, weil er eine vier Jahre dauernde Affäre abgestritten hatte, wodurch seine Glaubwürdigkeit strapaziert worden war (Boris gab ganz den Missverstandenen und nannte die resultierende Furore «an inverted pyramid of piffle»). Zwischendurch verscherzte er es sich mit Liverpool (nach dem Tod der Irak-Geisel Kenneth Bigley meinte er, Liverpool suhle sich in der Trauer), Papua Neuguinea (er verglich einen Zwist in der Labour Party mit den «kannibalischen Orgien» des ozeanischen Staates), Jamie Oliver (er wünschte sich, sagte er, dass Oliver verschwinden würde, damit man endlich wieder essen könne, was man wolle) und Verkehrssicherheitsexperten (er