vor Publikum durch, mit den drei Hauptkandidaten – nebst dem Konservativen Johnson und Labour-Mitglied Ken Livingstone, noch der urbane schwule Ex-Polizeichef Brian Paddick (Liberal-Democrats). Weil er praktisch keine Frage direkt beantwortete, sondern seine Antwort immer gleich in eine rhetorische Abkanzelung von Livingstone ummünzte, wurden seine Äusserungen gegen den Schluss hin vom Publikum nur noch mit Gelächter quittiert.

Als sich Johnson vor einigen Monaten als Kandidat vorschob, galt Livingstone als unbesiegbar. Er, der London in den 80er Jahren als Vorsteher des Greater London Council erfolgreich vor den kulturfeindlichen Anpöbelungen durch Margaret Thatcher verteidigt hatte, bis diese das GLC kurzerhand auflöste, war von den Londonern vor acht Jahren als unabhängiger Kandidat ins Amt des frisch geschaffenen Bürgermeisters gewählt worden (er hatte sich gerade mit Labour verkracht). Später ging er in die Labour-Partei zurück. Bei Meinungsumfragen lag seine persönliche Popularität regelmässig um mindestens zehn Punkte über derjenigen der Labour-Partei.

Der desaströse Start von Gordon Brown in sein Amt als Premier – ganz zu schweigen von dem Versagen von Browns PR-Beratern im Versuch, für die Patzer, die zu seinem Popularitätsverlust führten, keine glaubwürdigen anderen Sündenböcke zu finden – hat dafür gesorgt, dass mit Ken Livingstone eine als unversenkbar erachtete Labour-Bastion doch noch versenkt worden ist. In der Tat hatte sich Livingstone auch in den eigenen Reihen Feinde gemacht. Er galt immer mehr als selbstherrlich, sein Budget für die Olympiade von 2012 galt als unglaubwürdig, die Abendzeitung Evening Standard hatte eine seit Jahren geführte Rufmordkampagne intensiviert und darin etwa suggeriert, dass sein Regime korruptionsanfällig sei – ganz zu schweigen von den News, dass Livingstone mit drei Frauen sozusagen parallele Familien führen würde (wobei man sich kommunal jeden Sonntag zum Röstbraten treffe).