hochgelobter Regisseur wie der Ire Neil Jordan in «The Brave One» eine zerschundene Seele, gespielt von Jodie Foster, präsentiert, die ob des Überfalls auf ihren Mann, sich zur dunklen Rächerin gegen den Abschaum New Yorks erklärt, dann tut sie dies so nah an der echten Realität, dass der Film selbst moralisch verwerflich wird.
«Reservation Road» kam in den USA zur selben Zeit wie «The Brave One» in die Kinos. Verglichen wurden sie kaum. «The Brave One» wurde getadelt aus oben genannten Gründen, während «Reservation Road» als tränendurchtränktes Melodram verurteilt wurde. Filmkritiker haben die Tendenz, den Tränen auf der Leinwand ablehnend gegenüberzustehen, da sie Gefahr laufen könnten, die eine oder andere selber verdrücken zu müssen.
Natürlich ist der Film zunächst ein doppeltes Familiendrama. Doch dahinter steht mehr. Es ist ein kühles ohne jegliche Effekthascherei nachgezeichnetes Psychogramm zweier Männer, die zwischen Schuld, Ohnmacht und Handlungsbedarf gefangen zu sein scheinen. Am Ende konfrontiert sich das Opfer mit dem Täter auf eine Weise, die es davon abhält, selber zum Schuldigen zu werden.
Darin steckt die wahre Botschaft dieses Films. Das isoliert aufgebaute Feindbild relativiert sich, je mehr man über den Feind erfährt. Das sukzessiv im eigenen Kopf aufgebaute Monster zerfällt unter der moralischen Last. Was bleibt, ist ein Plädoyer für den humanistischen Umgang trotz der Narben.