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das kulturelle überformat
Nr. 5 / 31. Mai 2007
#Fischli & Weiss
  2/10
kunst
Fischli & Weiss

Die Irritation war perfekt. Im Pariser Musée d’Art moderne hatten Handwerker scheinbar vergessen, eine Türe hinter sich zu schliessen. Auf dem Ausstellungsrundgang erhielt der Besucher Einblick in ein wohldosiertes Chaos von Werkzeugen und Farbkübeln, die sich über Tische und Holzpaletten ausbreiteten, wie zufällig liegen gelassen mit Pinseln und allem Nützlichen, das man braucht, um irgendwo Hand anlegen zu können.

Wenn wir im Museum die einfachen Dinge des Alltags ausgestellt sehen, vertrauen wir blind ihrer Echtheit. Das ist seit Marcel Duchamp bestätigt, der aus der Industrieproduktion stammende Gebrauchsgegenstände, sogenannte Ready-mades, durch ihre Exposition im Museumskontext zu Kunstwerken erklärte.

Im Fall von Peter Fischli (*1952) und David Weiss (*1946) ist Skepsis angesagt. Betrachtet man diese genauen Kopien der einfachen Dinge des Alltags, sieht man in der Tat zunächst keinen Unterschied zu den Originalen. Erst bei näherem Hinsehen – und das ist auch nicht einmal sicher – merkt der Betrachter, dass es sich um künstlich hergestellte Kopien handelt. Fischli/Weiss  reproduzieren Milchpakete, Bohrmaschinen und Sägen in Polyurethan, einem schwarzen Kunststoff, den sie anschliessend objektgetreu bemalen. Fischli/Weiss unterwandern die Erwartung des Betrachters und formulieren, indem sie Ready-mades simulieren, die unantastbaren Regeln vom Kunstwerk und der künstlerischen Schöpfung neu.