hinterlassen hatte: diese 12 Eigenkompositionen zeigten eine Band, die ihr Metier beherrschte. Sie setzten das damals moderne Mellotron ein, glänzten mit Harmoniegesang, schufen starke Stimmungen wie in «Beechwood Park» und ausgefeilte Kompositionen wie das intime «A Rose for Emily» – kurz: die Zombies wirkten hier wie das verbindende Glied zwischen den Gesängen der Beach Boys, den Beatles und Procol Harum. Und: sie waren abgrundtief britisch. Britisch nicht in einem grossstädtischen Sinn wie etwa die Kinks; wer die Zombies hört, denkt an grüne Parkanlagen, an die ruhig fliessende Themse, aber auch an die düsteren Geschichten, die sich manchmal hinter dieser romantischen Idylle verbergen.
Das Album läuft unter verunglücktem Namen: «Odessey» ist falsch für Odyssey, da die Hülle aber bereits im Druck war, wurde der Schreibfehler im Titel des Meilensteins offiziell. Ein schlechtes Omen? Möglich. Jedenfalls vermochte das Album in England niemand so richtig zu interessieren. Es waren die Amerikaner, die dem Album verspätet mehr Aufmerksamkeit angediehen liessen. 1969 entwickelte sich das posthum veröffentlichte «Time of the Season» in den USA zum massiven Hit. Da war es aber längst zu spät, Colin Blunstone hatte eine Solo-Karriere begonnen und heuerte später beim Alan Parsons Project an, Rod Argent gründete seine Band Argent, die mit «Hold your Head Up» grossen Erfolg hatte, und wurde später Produzent von unter anderen Tanita Tikaram.
Heute gibt es die Zombies wieder – momentan touren sie mal wieder durch ihre Heimat, wo man inzwischen erkannt hat, dass ihnen vor vierzig Jahren ein Meilenstein der pastoralen, psychedelisch- barocken Rockmusik geglückt war. «Odessey And Oracle» ist heute Teil jeder Liste der wichtigsten 100 Alben der Rockgeschichte.
Eric Facon